Madeira, Portugal

Nach dem pandemiebedingten Lockdown im Frühling und etlichen Bergwanderungen im Sommer verspürten wir unglaubliches Fernweh und suchten nach einer nahen, einmaligen und vor allen Dingen coronasicheren Feriendestination. Ziemlich hohe Ansprüche in diesen Zeiten, aber wir fanden tatsächlich eine passende Insel im Atlantischen Ozean.

Nach vier Stunden Flug landeten wir auf dem berühmtberüchtigten Flughafen von Funchal, welcher aufgrund der besonderen Lage nur von speziell ausgebildeten Piloten angeflogen werden darf. Spätestens nach der Gepäckausgabe wurde uns bewusst, weshalb Madeira so tiefe Coronazahlen aufwies: Hier wurden die Massnahmen nicht nur angeordnet, sondern von der Bevölkerung auch gelebt. Wer bei der Einreise keinen negativen Coronatest vorweisen konnte, wurde sogleich durch ein professionell eingerichtetes Testzentrum geschleust und bis zum Ergebnis in Quarantäne geschickt. Bei der Autovermietung wurde nach jedem Kunden der ganze Arbeitsplatz desinfiziert. Und in der Öffentlichkeit trugen alle Passanten ausnahmslos Masken. Einzig unsere Sitznachbarn im Flieger mussten sich ständig die Maske vom Gesicht reissen. Gemäss eigenen Angaben, um auch mal Ausatmen zu können. Schade wurden Masken nicht zum Atmen konzipiert... Schnell stellten wir aber auch fest, dass trotz der Massnahmen viele der Touristen ausblieben und es auf der Insel eigentümlich ruhig zu und her ging.

Wir waren uns bewusst, dass eine Reise in Zeiten von Corona gewisse Risiken mit sich bringt, deshalb besuchten wir gleich am ersten Nachmittag den kleinen Fischerort Câmara de Lobos und die höchste Steilklippe Europas Cabo Girão. Im Anschluss brausten wir auf den über 1800 m.ü.M. hohen Pico do Arieiro, wo wir den Sonnenuntergang über einem imposanten Nebelmeer erleben durften. Nach einem Sightseeing-Tag in Funchal brachen wir zwei Tage später von ebendiesem Ort zur wohl berühmtesten Wanderung von Madeira auf. Der knapp acht Kilometer lange Weg führte entlang von spektakulären Felsformationen und durch mehrere Tunnel zum höchsten Berg der Insel, dem Pico Ruivo. So lohnenswert die Aussichten auch sind, die Wanderung hat es ganz schön in sich, da man zuerst dein einen Berg runter, den anderen rauf und dann das Ganze wieder retour läuft.

In den darauffolgenden Tagen erkundeten wir den westlichen Teil der kleinen Insel. Neben vielen mit Kakteen überwucherten Klippen gibt es viele Wanderungen entlang von Wasserläufen, den sogenannten Levadas. Nicht selten fühlten wir uns durch die vielen stark duftenden Eukalyptusbäume an unsere Australienreise zurückerinnert. Besonders angetan haben es uns aber die mystischen und in Nebelschwaden getauchten Lorbeerwälder sowie die Natural Pools im Nordwesten der Insel. Dabei handelt es sich um Schwimmbäder, die in die natürlichen Klippen eingearbeitet wurden. Wir hätten wohl ewig zuschauen können, wie die herandonnernden Wellen an den Klippen brachen und sich das Meerwasser in die Pools ergoss. Besonders faszinierend war auch, wie nahe unterschiedliche Vegetationen nebeneinander existieren können. Vom sengend heissen und trockenen Mittelmeerklima vermochte es nur einer Autofahrt von 5 Minuten und schon wurde die Sicht von Nebel, der zwischen dichtbewachsenen grünen Wäldern hervorquillte, weitgehend eingeschränkt.

Gerade als wir uns dem nördlichen Teil der Insel widmen wollten, traf dann die Hiobsbotschaft ein, vor der wir uns gefürchtet hatten: Portugal würde in drei Tagen auf der Risikoliste der Schweiz stehen und damit auch Madeira. Waren wir nicht rechtzeitig zu Hause, drohten uns 10 Tage Quarantäne. Und dies, obwohl Madeira die von Bundesamt für Gesundheit definierten Kriterien für ein Risikogebiet nicht erfüllte und coronamässig extrem viel besser dastand als die Schweiz. Damit holte uns Corona und das damit verbundene Risiko ein und wir waren heilfroh, dass wir unseren Direktflug auf den nächsten Morgen umbuchen konnten. Statt im Hotel Trübsal zu blasen, düsten wir ganz in den Osten der Insel. Innerhalb weniger Minuten befanden wir uns nicht mehr im tropisch grünen Teil der Insel, sondern in einer Art trockener Wüstenlandschaft. Wir unternahmen eine kurze Wanderung durch das bizarr anmutende Gelände, mussten aber bald umkehren, um noch bei Tageslicht zum Hotel zurückzukommen, da wir am nächsten Tag in aller Frühe zum Flughafen aufbrechen mussten.

Obwohl die Reise abrupt endete, haben wir die Zeit auf der Insel voll ausgekostet. Wir sind uns aber sicher, dass es noch viel mehr zu entdecken gibt und wir so bald wie möglich unsere Reise fortsetzen möchten. Immerhin haben wir nicht nur eine kleine Insel im Atlantik kennen und lieben gelernt, sondern auch einen Ort, wo Reisen noch sicher ist – wenn auch nicht vor den unberechenbaren Risikolisten der Schweiz.

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