Vor ein paar Jahren sagte mal jemand von uns im Scherz: „Wir könnten doch mit unserem Swift ans Nordkap fahren“. Wenig ahnten wir da, dass es sich dieses Jahr tatsächlich so ergeben, wir unser Auto um ein Dachzelt erweitern und damit in den Norden fahren würden. Wenn nur alle solcher Witze Realität werden könnten.
Total rausgerissen aus hundert Pendenzen und Projekten bei der Arbeit und dadurch ohne Zeit für eine für uns übliche, akribische Reiseplanung ging es in der brütenden Hitze des Sommers los. Die ersten beiden Tage kämpften wir uns in unserem nördlichen Nachbarland durch unzählige Staus und näherten uns unserem ersten Reiseziel: Dänemark. Je nördlicher wir fuhren, desto skandinavischer wurde es. Soll heissen: kälter, regnerischer und windiger. Ein Blick auf die Wetterprognose für die nächsten Tage liess uns beinahe sehnsüchtig an die Hitzewelle zurück in der Schweiz denken. Während der Wind entlang der Wattensee böenartig daherkam und immer wieder grosse Regenmengen mit sich brachte, steuerten wir unseren ersten Campground beim Lyngvig Fyr an. Der saftige Preis für eine Übernachtung auf diesem überstellten Platz war schlussendlich noch die grössere Überraschung als die heutigen Wetterkabriolen. Aber die gute Nachricht: Unser Dachzelt hat das stürmische Wetter mit Bravour gemeistert. Nur der Leuchtturm neben dem Campground hat uns mit seinem ständig umherkreisenden Leuchtfeuer wach gehalten.
Für einen der Folgetage war kein Regen- sondern ein Windsymbol aufgeführt. Wir interpretierten das als gutes Zeichen und planten an diesem Tag direkt eine Sonnenaufgangsmission, um den Menschenmassen beim berühmten Rubjerg Knude zu entfliehen. Als wir um fünf Uhr dort eintrafen, waren wir dann auch weit und breit die Einzigen. Vielleicht war aber auch wirklich niemand so dumm, um diese Uhrzeit zu einem sandigen Leuchtturm zu laufen, während einem orkanartige Winde und Sand direkt in die Augen gepustet wurden. Noch Tage später fühlten sich die Augenlider wie Schleifpapier an. Nun konnten wir uns auf jeden Fall besser vorstellen, weshalb der Leuchtturm vor ein paar Jahren um 70 Meter ins Landesinnere verschoben werden musste, da er wegen erodierendem Untergrund ins Meer zu stürzen drohte.
Einen kurzen Stopp machten wir auch in Aarhus, der zweitgrössten Stadt Dänemarks. Besonders berühmt für das ARoS Aarhus Art Museum statteten wir diesem sogleich einen Besuch ab. Eines der Highlights ist sicher das Regenbogenpanorama auf der Dachterasse des Museums, in dem man einen 360 Grad Blick auf Aarhus durch verschieden farbig getönte Scheiben hat. Unser persönliches Highlight des Museums war aber eine sogenannte Installationskunst. Dabei wurde ein Raum so präpariert, dass man das täuschend echte Gefühl hatte, in einem undichten japanischen Warteraum zu sitzen, währenddessen ein heftiges Gewitter vorbeizieht. Nicht nur dass der Raum während jedem Donnergrollen richtig vibrierte, auch an kleine Details wie z.B. japanischen Steckdosen wurde für ein authentisches Erlebnis gedacht.
Weiter gings dann über die gigantische Størebæltbrücke auf die Møn Peninsula unterhalb von Kopenhagen, wo mit 128 m.ü.M. einer der höchsten Kalksteinklippen Dänemarks aus dem Meer ragt (und damit einer der höchsten Punkte des Landes darstellt). Letzter Stopp in Dänemark war ein kurzen Abstecher auf einen schick designten Waldturm, bevor wir bei heftigstem Regen über die Øresundbrücke ins nächste Land dieser Reise fuhren.